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KREISLAUFWIRTSCHAFT

Unsere Welt verbraucht heute mehr Rohstoffe, als die Erde auf Dauer bereitstellen kann. Die Kreislaufwirtschaft bietet einen Weg aus dieser Übernutzung: Sie setzt auf das Vermeiden von Abfall, das Verlängern der Lebensdauer von Produkten und das Wiederverwenden von Materialien. Auch in unserem Dorf können wir dazu beitragen – mit kleinen und grossen Schritten im Alltag.

In der Einführung wird zunächst die heutige lineare Wirtschaftsweise dargestellt, bevor das Konzept der Kreislaufwirtschaft erläutert wird. Es folgen die drei Nachhaltigkeitsstrategien Effizienz, Konsistenz und Suffizienz. Die 9R der Kreislaufwirtschaft zeigen anhand von neun Stufen mit konkreten Beispielen, wie Ressourcen geschont und Abfälle vermieden werden können.

 

Der ökologische Fussabdruck und der Earth Overshoot Day verdeutlichen, wie stark wir die Belastungsgrenzen unseres Planeten bereits überschreiten. Sie zeigen, wie dringend ein Umdenken ist, um den Ressourcenverbrauch zu verringern.

Die Planetaren Grenzen definieren den sicheren Handlungsspielraum der Menschheit und machen sichtbar, welche Umweltbereiche bereits überlastet sind. Schliesslich wird mit der Donut-Ökonomie ein Modell vorgestellt, das eine nachhaltige Wirtschaft innerhalb der planetaren Grenzen beschreibt – sozial gerecht und ökologisch verträglich.


Die Unterseite ANGEBOTE DER KREISLAUFWIRTSCHAFT informiert über konkrete Möglichkeiten im Dorf, in der Umgebung und auf digitalen Plattformen. Unter WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN finden sich hilfreiche Links, Videos und Literaturtipps zum Thema.

Von der linearen Wirtschaft zur Kreislaufwirtschaft

Noch immer funktioniert unsere Wirtschaft oft nach dem Prinzip: Rohstoffe abbauen, Produkte herstellen, nutzen – und dann wegwerfen. Dieses lineare System (vgl. Abb. 1) führt zu einem hohen Ressourcenverbrauch, produziert grosse Mengen an Abfall und belastet Umwelt, Klima und Gesundheit.

Abb. 1: Schematische Darstellung der linearen Wirtschaft [BAFU]

Die Kreislaufwirtschaft (vgl. Abb. 2) setzt einen neuen Fokus: Produkte und Materialien sollen möglichst lange im Umlauf bleiben – durch Teilen, Wiederverwenden, Reparieren, Wiederaufbereiten und Recyceln. So werden Rohstoffe geschont, Abfälle vermieden und Ressourcen effizienter genutzt. Das verringert die Umweltbelastung, senkt Kosten und fördert neue Geschäftsmodelle – etwa Vermietungen, Sharing-Angebote oder Reparaturdienste.

Abb. 2: Schematische Darstellung der Kreislaufwirtschaft [BAFU]

Ein zentrales Element ist das Produktdesign: Produkte sollen langlebig, reparierbar und zerlegbar sein. Es sollte möglich sein, einzelne Bauteile oder Materialien einfach zu ersetzen oder wiederzuverwerten. Auch wir als Konsumentinnen und Konsumenten tragen Verantwortung – etwa durch den Kauf langlebiger Produkte, den bewussten Verzicht auf Überflüssiges oder das Teilen und Weitergeben von Dingen.

Unterstützt wird dieser Wandel auch durch den Sachplan Abfall des Kantons Bern, der klare Ziele und Massnahmen für eine umweltgerechte, ressourcenschonende Abfallbewirtschaftung aufzeigt. Der Plan bildet die Grundlage für die regionale Umsetzung einer echten Kreislaufwirtschaft.

Nachhaltigkeitsstrategien: Drei Wege zur Schonung der Ressourcen

Damit die Kreislaufwirtschaft funktioniert, braucht es ein neues Denken in Produktion, Konsum und Politik. Drei Nachhaltigsstrategien helfen dabei (vgl. Abb. 3):
 

  • Effizienz «besser»: Wir erreichen dasselbe Ziel mit weniger Material und Energie. Zum Beispiel durch energiesparende Geräte, bessere Planung oder die Reduktion von Verlusten bei der Herstellung.
     

  • Konsistenz «anders»: Wir gestalten Produkte und Prozesse so, dass sie umweltverträglich und kreislauffähig sind. Das bedeutet z. B., Materialien einzusetzen, die biologisch abbaubar sind oder vollständig recycelt werden können.
     

  • Suffizienz «weniger»: Wir hinterfragen unseren Konsum. Was brauchen wir wirklich? Weniger, dafür bewusster konsumieren – z. B. Dinge gemeinsam nutzen, weniger Neues kaufen, auf Qualität achten. Das entlastet Umwelt, Budget und steigert oft die Lebensqualität.

Abb. 3: Nachhaltigkeitsstrategien am Beispiel Kaffeekonsum

Die 9R der Kreislaufwirtschaft

Das 9R-Modell (vgl. Abb. 4) beschreibt neun Strategien, mit denen sich eine ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft fördern lässt – von „Verweigern“ (dem bewussten Verzicht auf Produkte) bis zu „Rückgewinnen“ (der energetischen Nutzung von Abfällen). Je früher im Lebenszyklus eines Produkts eine Strategie ansetzt, desto grösser ist in der Regel ihr Beitrag zur Reduktion von Ressourcenverbrauch und Umweltbelastung.

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Auch in Kaufdorf finden sich bereits viele Ansätze, die sich diesem Denken zuordnen lassen: etwa das Verschenken im Marktplatz des Dorfchats, der offene Bücherschrank, die Kleidertauschbörse oder die gemeinsame Nutzung von Geräten. Die neun Strategien bieten eine nützliche Orientierung, um solche Ideen weiterzuentwickeln oder neue Projekte anzustossen.

Abb. 4: 9R Strategien mit Beispielen

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Das 9R-Modell versteht sich nicht als Regelwerk, sondern als Einladung zur Reflexion und Inspiration. Es hilft dabei, den Umgang mit Produkten, Materialien und Abfällen bewusster zu gestalten – im Alltag, bei Veranstaltungen oder in der Dorfentwicklung. Die Umsetzung kann schrittweise erfolgen und an die lokalen Gegebenheiten angepasst werden. Ob Reparieren statt Wegwerfen, der Verzicht auf Einwegprodukte oder das Teilen von Gegenständen – jede und jeder kann mit kleinen Schritten mitwirken. Eine funktionierende Kreislaufwirtschaft lebt vom Engagement vieler – in Haushalten, Nachbarschaften und im gemeinschaftlichen Leben des Dorfes.

Ökologischer Fussabdruck und Earth Overshoot Day

Der Ökologische Fussabdruck ist ein wissenschaftlich entwickeltes Konzept, das angibt, wie viel biologisch produktive Fläche (Ackerland, Weideland, Wälder, Fischgründe) notwendig ist, um den Lebensstil und Konsum einer Person, einer Bevölkerung oder eines Landes nachhaltig zu ermöglichen. Dabei werden Faktoren wie der Verbrauch von Rohstoffen, Energie, Nahrungsmitteln und die Aufnahme von COâ‚‚-Emissionen berücksichtigt. Die Ergebnisse werden in globalen Hektaren (gha) pro Person ausgedrückt.

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In der Schweiz beträgt der durchschnittliche ökologische Fussabdruck pro Person rund 4.25 globale Hektaren (2023). Das übersteigt die weltweit pro Kopf verfügbare Biokapazität von etwa 1,5 globalen Hektaren (2023) deutlich – die Schweiz lebt also auf Kosten der ökologischen Ressourcen anderer Länder und künftiger Generationen. Wenn alle Menschen so leben würden wie in der Schweiz, bräuchten wir rund 3 Erden.

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Der Earth Overshoot Day (Welterschöpfungstag) markiert den Tag, an dem die Menschheit (oder ein Land) alle Ressourcen verbraucht hat, die die Erde in einem Jahr regenerieren kann. Für die Schweiz fiel der Overshoot Day 2025 bereits auf den 7. Mai – fast sieben Monate zu früh (vgl. Abb.5). Weltweit lag der Overshoot Day 2024 am 1. August (Global Footprint Network, 2025).

Abb. 5: Earth Overshoot Day (Global Footprint Network)

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Eigenen Fussabdruck berechnen

Wie viele Planeten bräuchte es, wenn alle so leben würden wie du? Teste deinen persönlichen Fußabdruck mit dem WWF-Rechner:
👉 WWF Footprint-Rechner

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Weiterführende Links:

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Planetare Grenzen – Der sichere Handlungsrahmen für die Menschheit

Die Planetaren Grenzen sind ökologische Belastungsgrenzen der Erde. Sie zeigen, wie viel wir Menschen von der Natur nutzen dürfen, ohne das Gleichgewicht unseres Planeten zu gefährden. Überschreiten wir diese Grenzen, riskieren wir, dass wichtige ökologische Prozesse aus dem Takt geraten – mit gravierenden Folgen für das Leben auf der Erde.

Das Konzept der Planetaren Grenzen wurde 2009 von einem internationalen Wissenschaftsteam unter der Leitung von Johan Rockström entwickelt. Es beschreibt neun Bereiche, die für die Stabilität unseres Erdsystems besonders wichtig sind:
 

  1. Klimawandel – Die Konzentration von Kohlendioxid (COâ‚‚) und anderen Treibhausgasen führt zum Treibhauseffekt. Steigt die Durchschnittstemperatur zu stark an, verändern sich Wetter, Meeresströmungen und Ökosysteme weltweit.
     

  2. Verlust der Artenvielfalt (Biosphären-Integrität) – Geht die Vielfalt von Pflanzen, Tieren und Lebensräumen verloren, werden ganze Ökosysteme instabil.
     

  3. Veränderung der Landnutzung – Wenn natürliche Flächen (z. B. Wälder, Feuchtgebiete) in Ackerland oder Siedlungen umgewandelt werden, geraten Ökosysteme aus dem Gleichgewicht.
     

  4. Süsswassernutzung – Sauberes Wasser ist begrenzt. Wird zu viel Wasser entnommen, trocknen Flüsse, Seen und Grundwasservorräte aus.
     

  5. Nährstoffkreisläufe (Stickstoff und Phosphor) – Gelangen zu viele Nährstoffe in Böden und Gewässer, kann das Ökosystem überdüngt werden, was zum Beispiel zu Algenblüten und „toten Zonen“ führt.
     

  6. Ozeanversauerung – Durch die Aufnahme von COâ‚‚ sinkt der pH-Wert der Meere. Das schadet vor allem Lebewesen wie Korallen oder Muscheln, die Kalkschalen bilden.
     

  7. Eintrag von Schadstoffen (z. B. Chemikalien, Kunststoffe, Schwermetalle) – Fremdstoffe in der Umwelt können Böden, Wasser und Lebewesen schädigen.
     

  8. Belastung der Atmosphäre mit Aerosolen – Feine Staub- und Schwebepartikel in der Luft beeinflussen das Klima, die Gesundheit und den Wasserkreislauf.
     

  9. Abbau der Ozonschicht – Die schützende Schicht in der oberen Atmosphäre filtert gefährliche UV-Strahlen. Wird sie dünner, steigt das Risiko für Hautkrebs und Schäden an Pflanzen.


Heute sind bereits sechs dieser neun Grenzen überschritten (vgl. Abb. 6). Die Wissenschaft warnt: Wenn wir so weitermachen, gefährden wir die Grundlagen unseres Lebens.

Abb. 6: Planetare Grenzen (PIK -Potstam-Institut für Klimafolgenforschung)

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Ein wichtiger Lösungsansatz ist die Kreislaufwirtschaft: Indem wir Materialien im Kreislauf halten, weniger Abfall erzeugen und Ressourcen schonen, können wir helfen, die Belastung unserer Erde zu verringern – und innerhalb der planetaren Grenzen zu bleiben.

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Weiterführende Links:

Donut-Ökonomie – Wirtschaften im sicheren und gerechten Raum

Die Donut-Ökonomie ist ein Modell für eine nachhaltige und gerechte Wirtschaft. Entwickelt wurde es von der britischen Ökonomin Kate Raworth. Das Modell zeigt auf, wie wir wirtschaften können, ohne die natürlichen Grenzen des Planeten zu überschreiten und gleichzeitig die grundlegenden Bedürfnisse aller Menschen zu erfüllen.

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Der Donut besteht aus zwei Ringen:

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  • Der innere Ring bildet das soziale Fundament. Hier sind die Grundbedürfnisse verankert, die jeder Mensch braucht, um gut leben zu können: Nahrung, sauberes Wasser, Bildung, Gesundheitsversorgung, Wohnen, Gleichstellung und politische Teilhabe. Wenn diese Bedürfnisse nicht erfüllt sind, entstehen soziale Defizite wie Armut, Hunger oder fehlende Bildung.
     

  • Der äussere Ring markiert die planetaren Grenzen – also die Belastungsgrenzen der Erde, wie Klimawandel, Verlust der Biodiversität oder Übernutzung von Wasser. Werden diese Grenzen überschritten, gefährden wir die Stabilität der Natur und damit unsere eigenen Lebensgrundlagen.

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Zwischen diesen beiden Ringen liegt der sogenannte Donut: der sichere und gerechte Raum, in dem wirtschaftliches Handeln im Einklang mit Mensch und Natur stattfindet (vgl. Abb. 7).

Abb. 7: Donut nach Kate Raworth mit planetaren Ober- und soziale Untergrenzen (doughnuteconomis.org)

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Verbindung zur Kreislaufwirtschaft
Die Kreislaufwirtschaft ist ein zentraler Bestandteil der Donut-Ökonomie. Sie hilft, den Verbrauch von Rohstoffen zu reduzieren, Abfälle zu vermeiden und Materialien möglichst lange zu nutzen. So kann der ökologische Fussabdruck verringert und der Druck auf die planetaren Grenzen reduziert werden – während gleichzeitig soziale Bedürfnisse erfüllt bleiben.

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Weiterführende Links:

ÜBER UNS

Die Gruppe Kaufdorf im Wandel setzt sich für die nachhaltige Entwicklung im Dorf ein. Gemeinsam gestalten wir eine lebenswerte Zukunft für alle.

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